Fortuna gewinnt …. nicht

Die 5400 Bochumer in der Merkur-Spielarena wurden Zeugen einer historischen Relegation - und eines undenkbaren, deutlichen, aber auch dramatischen Triumphes. Der VfL Bochum von 1848 war schon Donnerstag “gefühlt” abgestiegen, mit dem 0-3 im Hinspiel, im Ruhrstadion. Die Bochumer Mai-Depression wäre gegen 22.45 Uhr komplett gewesen, aber es wurde Bochums größter Triumph ever, vielleicht “der beste mögliche Moment aller Zeiten” für den VfL Bochum-Fan in der Kurve, um 23.18 Uhr. Viele Fans werden diese legendäre Nacht von Bermuda genausowenig vergessen wie im Vorjahr nach dem 3-0 gegen LEV, Berlin 1988, Saarbrücken 1990, Aachen 2002 oder Trabzon 1998.

Fast schweigend kamen alle VfL’er zum Stadion, Fortuna von 1895 bereit zum Aufsteigen, Thioune bremste noch, die F95 logischerweise Fans in Euphorie, vielleicht zu viel, aber so ist Fußball. Die Düsseldorfer begannen zwar ganz passabel - und hatten eine tolle Choreografie, auf dem Rasen dominierte der VfL trotz der Düsseldorfer Anfangsversuche. Was mag Campino auf der Tribüne gedacht haben?

In der 11. Minute hätte Aytekin für Blau Elfer geben können, er ließ es laufen für Rot, der sonst gut uns besonnene SCHIRI heute eher für F95, aber das war diesmal nicht so dramatisch. Insgesamt blieb der Schiri im Hintergrund.

Doch dann ein Stögerfreistoß, den Hofmann per Kopf ziemlich ungestört zum 0-1 einsetzt. Dieses Tor in der 18. Minute machte Hoffnung, Kastenmeier kam zu zögerlich raus. Fortan hatte Bochum Oberwasser am Rhein, aber noch nicht genug Torerfolg, aber deutlich mehr Chancen, Ballbesitz und Spielanteile. Stöger ackerte wie ein Stier in seinem wohl letzten Spiel für Bochum, Gladbach und Union sind dran, genau wie an Asano.
Kevin Stöger gab zwei Assists und verwandelte zwei Elfer, man-of-the-match wie Hofmann.

Der agile Daschner hatte seinerseits ebenfalls Chancen zum 0-2, sie wurden noch geblockt, auch Fortuna versuchte nach vorne dosiert ihr Glück, es blieb beim verdienten 0-1, was noch zu wenig war. Noch war nichts entschieden.

Die Bochumer Fans bekamen langsam Hoffnung, die ganz große Euphorie blieb noch (!) aus, denn man war schon arg nervös im Block und sicher auch vor dem TV. Es konnte alles ganz schnell vorbei sein, macht F95 ein oder zwei Tore. Wer konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass Luthe seine Kiste über 120 Minuten sauber halten würde. Der Mann beendet seine Karriere mit 37, mit einem legendären Abend und dem Klassenerhalt. Das gilt auch für Heiko Butscher.

Ich hatte vorher für mich das primäre Ziel “nicht unter die Räder zu geraten” ausgerufen - und das war schon erreicht, man sah dem Team von Heiko Butscher nun an, dass sie wirklich wollte, ja sogar den absoluten Siegeswillen hatte an diesem Abend. Da waren Stöger, Schlotterbeck, Bero, Luthe, Ordets Losilla und Wittek, sogar Daschner, unglaublich gut. Bro und Antwi waren nicht im Kader, Bernardo gesperrt.

Vor der Pause gab es etwas Schreierei auf der Bank - und vor der Bank vom deutschen Meister von 33-, dann ging es zum Pausentee und Fortuna kam spät raus und verpennte diese Halbzeit noch schlimmer als Bochum in Hinspiel. Diese Hälfte hätte gar ein 0-4 oder 0-5 verdient gehabt.

Bochum drückte nun mächtig auf die Tube, erneut wurde Daschner geblockt, aber der VfL blieb dran. Die Fans des VfL bekamen nun bessere Vibes, während den Roten die erste Halbzeit gehörte. Hinterher sang nur noch die Fankurve der Fortunen, bei Bochum alle Auswärtsfans.

Folgerichtig spielte nur noch Bochum in der Merkur-Spielarena, eigentlich bis zur 115. Minute, bis Düsseldorf aufkam und nochmal versuchte, vor dem Elfmeterschießen zu siegen. Da war dann auch mal Tzolis, aber Bochum rettete.

…Hofmann köpfte NUN in der 66. Minute erneut ein, nach einem erneuten Stögerassist, zum 0-2: Jubel um mich herum. Wieder pennt die rot-weiße Abwehr, wieder Kastenmeier zu unentschlossen, wieder Philip Hoffmann mit dem Köpfchen, Ddorf auch in der nächsten Szene ohne Fortune.
Stöger wieder am Flanken, diesmal ein Düsseldorfer klar mit dem Arm, Elfer von Aytekin für Bochum.

Kevin setzt an, verlädt Kastenmeier und jubelt erlöst vor dem Bochumblock, es ist die 70 Minute. Aber Bochum geht weiter drauf, Ddorf nach dem 0-2 total geschockt und nun im Freezemodus. Nach dem 0-3 geht nur noch wenig bei den Rheinländern - und dann hat der eingewechselte Asano die absolute Riesenchance zum 0-4 vor der Verlängerung. Es fehlen Zentimeter zum Sieg.

Dann geht es in die Verlängerung - und die Beine werden schwerer, immer noch Bochum mit mehr Ballbesitz und Übersicht, Stöger überall. Aber die Chancen werden weniger, weil die Kraft fehlt immer mehr. Auch in der 105 Minute geht es 0-3 weiter und ab der 115. nochmals Düsseldorf mit mehr Ecken und Drang zum 1-3, was Bochums Abstieg besiegelt hätte, diesmal passiert es nicht, das späte Gegentor. Ein gottverdammtes Halleluja.

in der 119. retten erst Asono und Loosli für Luthe und unseren VfL. Dann Lotterie und der erste Bochumer Schütze, Paciencia trifft, der Düsseldorfer nicht. Dann treffen wieder alle und Masovic Schuss wird geil gehalten.

Dann kommt der 14. Schütze und es steht 5-6. Bochums Fans bangen und im 1-1 versagen dem jungen Takeshi die Nerven - und er schießt wie einst Hoeneß 1976 - in den Nachthimmel über dem Stadion bzw. übers Tor.

Der Jubel, die Bengalos, die Rührung, die Polizeiketten, die Erleichterung, die Tränen, das Geschrei, der VfL bleibt drin und die Fans feiern nun. Was für ein Drama mit Happy End! Und Fortuna natürlich am Boden, so ein Shootout ist sicher total grausam und für beide Teams ungerecht, für 5 Millionen am TV natürlich unterhaltsam.

Dieser Abend in Düsseldorf am Rhein hat Legendenstatus und nun kann man locker dem Jahn zum Aufstieg gratulieren, schöne Stadt wie Münster oder Ulm, wo man als Bochumer nicht in Sachen Fußball hin muss.

Die Helden sind Butscher (weil er die Ersatzspieler die Fans aufpeitschen läßt und das Team an der Ehre packt), Luthe, weil er die null hält, Stöger und Hofmann sowieso mit je 2 Toren und Schlotterbeck sowie JEDER andere Bochumer und die Fans, die trotz hoher Nervosität ablieferten und nie die Nerven verloren. Die Spieler hielten Wort und der erst war unfassbarer Jubel.

DANKE fürs vierte geile Jahr.

Tom,CB’93

P.S.: Gruß an Luca, Marie und Mats

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